Die Blase

Allgemeine Informationen über das Organ

Form und Lage

Die Harnblase ist ein muskulöses Hohlorgan. Sie liegt im kleinen Becken unmittelbar unter dem Schambein. Ihre Lage wird durch verschiedene Bänder stabilisiert.

Funktion

Die Blase sammelt den von den Nieren produzierten Urin, der über die Harnleiter zu ihr gelangt. Ihr durchschnittliches Fassungsvermögen ist individuell unterschiedlich und beträgt um die 500 ml, das Maximum ist in der Regel bei 800 ml erreicht. Ein starker Harndrang setzt üblicherweise deutlich vor Erreichen des Maximums ein. Bei der Blasenentleerung muss willkürlich der Schließmuskel des Blasenausgangs geöffnet werden, der Blasenmuskel zieht sich im Anschluss unwillkürlich zusammen und treibt dabei den Urin aus. Zeitgleich wird ein Aufsteigen des Urins zurück zu den Nieren durch ein Abdrücken der Harnleiter verhindert.

Erkrankungen

  • Blasenkrebs
  • Blasenentzündungen
  • Inkontinenz

Blasenkrebs

Die Blase

Entstehung

Aufgrund der Ausscheidungsfunktion der Harnblase kommt die Blasenschleimhaut mit zahlreichen Giften in Kontakt, die teilweise nach vielen Jahren eine Tumorentstehung bewirken können. Hauptrisiko für die Entstehung der Blasentumoren ist das Rauchen. Die im Zigarettenrauch nachweisbaren aromatischen Amine gelten als Hauptverursacher dieser Krebserkrankung. Sie finden sich auch in manchen Zystostatika. Arbeiter der chemischen Industrie, Maler, Lackierer und Färber wiesen lange Jahre stark erhöhte Blasenkrebszahlen auf, werden aber heute durch strenge Arbeitsschutzbedingungen gut geschützt.

Auftreten und Symptome

Im Jahr erkranken durchschnittlich 11.000 Männer und 5.000 Frauen neu an Blasenkrebs. Das Risiko steigt ab dem 40. Lebensjahr kontinuierlich an, das mittlere Erkrankungsalter ist bei Männern 69 Jahre, bei Frauen 74 Jahre. Das klassische Frühsymptom ist eine Rotfärbung des Urins ohne Schmerzen, andere Krankheitszeichen können Blasenschmerzen und ein gehäuftes Wasserlassen sein.

Diagnostik

Im Urin lassen sich durch spezielle Screening-Tests (NMP-22) bereits sehr früh Tumorzellen nachweisen. Bei Erkrankungsverdacht sind die Röntgenuntersuchung der Nieren und Harnleiter sowie die Blasenspiegelung immer erforderlich.

Therapie

Die Therapie des Blasentumors richtet sich nach Größe und Lokalisation. Kleinere Tumoren werden endoskopisch entfernt, bei zahlreichen oder sehr großen Tumoren kann auch die teilweise oder vollständige Entfernung der Harnblase notwendig werden, um eine Verbreitung des Tumors zu verhindern. Die wiederholte Entstehung kleinerer Tumore wird durch die regelmäßige Füllung der Blase mit bestimmten Medikamenten angegangen (Instillationstherapie).

Blasen­entzündungen

Die Blase

Das Eindringen bestimmter Bakterien in die Harnblase kann eine Entzündung der Blasenschleimhaut zur Folge haben. Dies ist häufig im Säuglings- und Kleinkindalter, später sind vor allem Frauen betroffen. Bei Erkrankungen der Prostata können auch Männer Blasenentzündungen bekommen. Klassisches Symptom ist das schmerzhafte gehäufte Wasserlassen, oft wird auch Blut im Urin bemerkt. Dem Urologen genügen meist die Befragung des Patienten und die Urinanalyse, um die Diagnose zu sichern und eine, meist antibiotische Behandlung, einzuleiten. Bei Kindern müssen anatomische Veränderungen (z.B. Vorhautverengung) ausgeschlossen werden. Sonderformen sind die gehäufte oder rezidivierende Blasenentzündung der jungen Frau sowie die chronische Blasenentzündung der älteren Frau, die spezielle Untersuchungs- und Therapieverfahren erforderlich machen.

Inkontinenz

Die Blase

Harninkontinenz ist die Bezeichnung für Blasenschwäche mit unwillkürlichem Urinverlust. Verschiedene Ursachen müssen streng unterschieden werden, da die Behandlungsstrategien je nach Ursache völlig unterschiedlich sind. Bei der Belastungs- oder Stress-Inkontinenz sind Beckenbodenmuskulatur, Bindegewebe und der gesamte Schließmechanismus der Blase schlaff geworden. In Belastungs-(Stress)situationen mit erhöhtem Bauchdruck, z. B. Lachen, Niesen, Husten oder auch schon bei schnellem Laufen kommt es zum Harnverlust. Dabei tritt typischerweise nie Harndrang auf. Diese Form der Harninkontinenz findet sich häufig bei Übergewicht sowie bei Frauen, die mehrere Kinder geboren haben, und bei älteren Menschen. Die Therapie der Stress-Inkontinenz ist zunächst stets konservativ mittels Muskeltraining (Beckenbodengymnastik) oder Elektrostimulation. Bei nicht ausreichendem Erfolg kann operativ behandelt werden. Hierbei werden heute meist wenig invasive Operationen zur Blasenhebung angewendet.

Die Drang- oder Urge-Inkontinenz äußert sich in einem plötzlichen krampfartigen Zusammenziehen der Blasenmuskulatur mit starkem Harndrang und nachfolgendem Harnverlust. Die Betroffenen müssen ständig zur Toilette, die sie oft nicht mehr rechtzeitig erreichen. Die Therapie der Wahl bei Drang-Inkontinenz ist die medikamentöse Therapie mit Arzneimitteln, die den überaktiven Blasenmuskel ruhig stellen.

Häufig liegt auch eine kombinierte Drang-Stress-Inkontinenz vor. Die Symptome von beiden Formen sind, in unterschiedlicher Ausprägung, vorhanden. Die Therapie dieser Inkontinenzform muss beide Komponenten berücksichtigen.

Bei der Reflex-Inkontinenz hat der Patient die Kontrolle über die Harnentleerung vollständig verloren. Er verspürt meist keinen Harndrang mehr. Hauptursache sind Erkrankungen oder Verletzungen des zentralen Nervensystems (Gehirn, Rückenmark), z. B. bei Querschnittslähmung oder multipler Sklerose. Ziel der Therapie ist die Normalisierung des Blaseninnendrucks durch Medikamente oder Operation, unterstützt durch Sicherung der Blasenentleerung, z. B. durch Katheter.

Eine Überlauf-Inkontinenz entsteht, wenn der Druck in der Blase so groß ist, dass der Blasenverschluss nicht mehr funktioniert. Es kommt zum tröpfchenweisen Harnverlust, ohne dass sich die Blase vollständig entleert. Ursachen können eine Behinderung des Blasenauslasses (z. B. durch Prostatavergrößerung oder Einengung der Harnröhre infolge Verletzung) oder neurologische Schädigungen sein. Die Behandlung der Überlauf-Inkontinenz richtet sich nach der Grundkrankheit. Bei Behinderung des Blasenauslasses steht die operative Therapie im Vordergrund. Bei einer neurologischen Grunderkrankung kann eine medikamentöse Therapie versucht werden. Ist diese erfolglos, wird die Blase mittels Katheter entleert.

Die Reizblase bezeichnet einen Symptomenkomplex aus häufigem starken Harndrang und häufigen Toilettengängen mit geringen Harnmengen, meist ohne unfreiwilligen Harnverlust. Die Ursachen einer Reizblase sind vielschichtig und reichen von psycho- somatischen Erkrankungen bis hin zu Entzündungen und Tumoren. Die Therapie der Reizblase richtet sich nach der Grunderkrankung. Eine unterstützende medikamentöse Therapie mit blasenberuhigenden Arzneimitteln hat sich als günstig erwiesen.

Unter kindlicher Harninkontinenz werden alle beschriebenen Inkontinenzformen im Kindesalter zusammengefasst. Die Behandlung erfolgt entsprechend wie bei Erwachsenen.

Eine Sonderform stellt die Enuresis dar. Sie bezeichnet das nächtliche Einnässen ohne Tagessymptomatik. Ursache ist meist eine Reifeverzögerung des Reflexes zum Wasserlassen. Die Behandlung schließt eine Verhaltens- (z. B. durch Weckapparate) und medikamentöse Therapie ein.

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